Weilheim und die Hutzeltour

Ganz Weilheim weiß, was eine Hutzel ist. Die Narrenzunft „Weilheimer Hutzlabäuch“ orientierte sich bei ihrer Namensgebung am Beinamen des Ortes. Und damit an der Geschichte der lokalen Streuobstwiesen. Das Hechinger Umland weiß so spätestens nach der Fasnet, was es mit der Hutzel auf sich hat. Der Urschwabe und die Urschwäbin sowieso. Für Reingschmeckte aller Art sei es kurz erklärt: Eine Hutzel ist streng genommen eine getrocknete bzw. gedörrte Birne. Beim traditionellen Hutzlabrot geht es großzügiger zu- hier wird an sämtliche verarbeitete Trockenfrüchte gedacht. Die blühenden Wiesen, verschiedenen Biotope und alten knorrigen Bäume rund um Weilheim bieten die perfekte Kulisse für den Streuobst- und Biodiversitätslehrpfad „Hutzeltour“. Die Initiative dazu stammte von Ortsvorsteher Gerd Eberwein. Er gab den Anstoß zu einem Projekt, welches längst mehr ist als ein Wanderpfad. 

Die Hutzeltour besteht aus zwei Teilen: dem 7,6km langen Lehrpfad sowie der Variante „Hundertfüßer“. Mit dem Weilheimer Ortsvorsteher Gerd Eberwein kann man Stunden auf ihr verbringen und ist am Ende um viele Informationen reicher: Zum Beispiel, dass einige Insektenhotels zwar wunderbar aussehen, durch ihre Bauart und Materialverarbeitung für die gewünschten Bewohner aber gänzlich ungeeignet sind.

Und zugleich ist dem findigen Ortsvorsteher anzumerken: es ist noch längst nicht alles erzählt. Das Thema fasziniert und ist hochaktuell. Das Projekt selbst ruht auf vielen Schultern, dank der Einbettung in eine Einwohnerbeteiligung. Darüber hinaus wird so an die Tradition der ortseigenen Dörre erinnert und gleichzeitig modern weitergedacht. Der Wegverlauf der Hutzeltour wurde dann im Zusammenspiel mit unterschiedlichsten GesprächspartnerInnen erstellt und angepasst: Landwirte gaben ihre Erlaubnis zur Wegenutzung und wenn Jäger auf Wildruhezonen verwiesen, wurde der Wegverlauf angepasst. Die Biotope und sensiblen Lebensräume werden nicht betreten, denn das widerspräche dem Artenschutz. Auf Schautafeln wird anhand von Bildern und Metacom-Symbolen verständlich gemacht, was in den Hecken und Tümpeln vor einem krabbelt, fliegt und kriecht. 

Die Zielgruppe der Hutzeltour sind Familien mit Kindern ab dem Grundschulalter. Mit Maskottchen Holly, über deren Namen die Weilheimer Kindern abstimmen dürften, kann über viele Erlebnisstationen hinweg auch ein Rätsel gelöst werden. 

Auf Schritt und Tritt zeigt die Hutzeltour die genaue Kenntnis der Ideengeber für die Vorgänge der Natur. Die Hutzeltour ist weder Zoobesuch noch Wildgehege. Sondern Natur pur. Ihre Hauptakteure meiden das Rampenlicht und scheinen auf den ersten Blick vielleicht auch nicht sonderlich spektakulär. Wer Entdeckerfreude und Geduld mitbringt, kann eine Reihe von Mikroabenteuern erleben. Und das direkt vor der Haustür.

Die Hutzeltour führt zu herrlichen Wohlfühlorte rund um Weilheim. Immer im Gepäck sind die Ausblicke auf den Albtrauf und den Hohenzollern. „Ein wahrer Schatz der Biodiversität. Ein wahrer Schatz für Freizeit und Naherholung. Der Erhalt und Schutz von Biotopen, von alten Streuobstwiesen sowie die Pflege von Neuanlagen sind ein wichtiger Bestandteil Weilheims geworden“ wird in der Projektkonzeption festgehalten.

Am Ende der Tour geht es durch den Ort selbst. Hier rückt die Verarbeitung des Obstes in den Blick: Die Destillerie Schäfer ist als Station Bestandteil der Hutzeltour. Es gibt eine Brennanlage im Keller und für Gruppen auf Anfrage auch Verkostungen. Die Station kann auch besucht werden, wenn niemand zu Hause ist: im Schaufenster werden die Informationen nämlich medial präsentiert.

Naturlehrpfade gibt es einige. Jeder kann für sich allein stehen- beim Besuch in Weilheim ist an vielen Ecken zu spüren, dass Biodiversität und Artenerhalt gelebt und geachtet werden. Das ergibt dann eine besondere Ausstrahlung. Die Blühstreifen im Ort tragen ihren Teil dazu bei, auch wenn es mancher aufgeräumten schwäbischen Seele wohl schmerzt, dass sie naturbelassen bleiben und deswegen ab und an recht verheerend aussehen. Die emotionale Wissensvermittlung ist ebenso ein wichtiger Bestandteil des Projekts: die Natur soll wieder bewusst in den Alltag integriert werden. Daher pflanzte Gerd Eberwein beispielsweise mit den Kindergartenkindern fleißig Blumenzwiebeln an. Denn der persönliche Bezug ist ein wichtiger Punkt: was man kennt und schätzt, erhält man auch.

Wird Gerd Eberwein nach einem Wunsch gefragt, antwortet er sofort: Wenn BesucherInnen der Hutzeltour diese als Leuchtturmprojekt wahrnehmen; Ideen mitnehmen, umsetzen und nachahmen. Im eigenen Garten oder im eigenen Ort. Damit wäre viel getan.

Die Hutzeltour ist noch nicht komplett. Sie wächst weiter, wird verändert und angepasst. Und wer interessante Stunden auf ihr verbringen will, ziehe auf eigene Faust los oder frage bei Gerd Eberwein- bald ausgebildeter Streuobstpädagoge- nach einer Führung.

Kontaktdaten Gerd Eberwein:
Portrait G. EberweinGerd Eberwein
Ortsvorsteher Weilheim
Leo-Saurer-Straße 1
72379 Hechingen

Telefon:07471 5580
Mobil: 0157 32358574
E-Mail: weilheim@hechingen.info