Was ist drin und wo kommt es her?- Hofläden im Zollernalbkreis
Zum guten Leben gehören Essen und Trinken definitiv mit dazu: Selbstproduziert, mit Liebe verarbeitet und mit viel Engagement an die Leute gebracht: Die Hofläden im Zollernalbkreis sind wahre Geheimtipps.
Bauernladen Vöhringer
Einer der ältesten Bauernläden unserer Region dürfte auf dem Hof der Familie Vöhringer zu finden sein. Der Rapphof liegt oberhalb der B436 zwischen Engstlatt und Steinhofen und ist auch für Erstbesucher:innen Bestens ausgeschildert. Seit Dezember 1978 betreibt die Familie Vöhringer den Hof. 1979 wurde auf lediglich 15m2 mit dem Verkauf der selbstangebauten Äpfel begonnen; die Produkte aus Mosterei und Brennerei schlossen sich an. Mit der Hofübernahme baute Martin Vöhringer die große Vermarktungshalle, die im Februar 2000 eröffnet wurde. Zwei Standbeine tragen den Hof: die landwirtschaftliche Produktion und der Verkauf. Angebaut werden Obst-Klassiker wie Äpfel, Birnen, Quitten Kirschen, rote und schwarze Johannisbeeren aber auch unbekanntere Sorten wie Aronia und Reneklode und einige mehr. Ein Paradies für Obstfans. Seit diesem Jahr wird auch Gemüseanbau mit Zucchini, Peperoni und Tomaten betrieben.
Die selbstangebauten Früchte werden in der hauseigenen Mosterei zu verschiedenen Säften weiterverarbeitet. Im Hofladen landen dann beispielsweise Apfelsaft, Quittensaft, Aroniasaft oder Apfelwein. In der Brennerei werden darüber hinaus verschiedene Kernobstbrände hergestellt- wer schon immer einmal Quitten- oder Reneklodenschnaps versuchen wollte, wird ebenso fündig. Eine weitere Spezialität stellen der Erdbeer- und Himbeergeist dar: Hier kommt der Alkohol nicht aus den Früchten selbst, sondern wird zugesetzt. „Die Frucht bleibt als Geist im Alkohol- daher der Name“ erklärt mir Martin Vöhringer. Sämtliche Eigenprodukte werden im Bauernladen angeboten.
Damit ist die Produktpalette aber noch lange nicht am Ende. Die Erfahrung zeigte: Je mehr Lebensmittel angeboten werden, desto mehr Leute kommen. Zeitersparnis ist ein wichtiges Merkmal im Kaufverhalten: dort, wo ich (fast) alles bekommen kann, lohnt sich der Einkauf. Das Sortiment wird daher durch Kartoffeln, Mehl, Wurst, Käse, Nudeln, Eier, weitere Säfte, Wein, Trockenfrüchte, Öl, Sirup, Honig u.v.m. und freitags auch Holzofenbrot ergänzt. Martin Vöhringer kennt die Produkte und ihre Lieferanten in und auswendig. Kann alle Namen aus dem Kopf aufzählen und pflegt langjährige Kontakte- so kommen die Kartoffeln seit 30 Jahren aus Schwaigern bei Heilbronn, da der tonige Boden dort sie „geschmacklich gigantisch“ mache. Seit 20 Jahren werden alle zu verkaufenden Weinsorten vom Weingut Jung&Knobloch aus Albig in Rheinhessen geliefert. Vieles stammt auch direkt aus unserer Region: Die Wurstwaren von der Metzgerei Becker zum Engel in Winterlingen, der Ziegenkäse vom Ziegenhof Zollernalb in Harthausen und das Mehl wird in Krauchenwies von der Knaus GmbH selbst gemahlen. Alle Produkte mussten Martin Vöhringer erstmal überzeugen, bevor sie in seinen Laden aufgenommen wurden. „Ich kann keine Billigschiene fahren und ich will keine Billigschiene fahren“ stellt er klar.
Freilich, die Krisen der letzten Jahre haben sich auch bei Vöhringers bemerkbar gemacht. Nachdem 2020 während Corona der Umsatz boomte, ist nun zu merken, dass die Leute sparsamer mit dem Geld umgehen- oder weniger zur Verfügung haben. Das zeigt sich daran, dass sich die Luxusprodukte schlechter verkaufen. Und: die Wetterkapriolen nehmen zu. Die Klimaveränderungen haben nun dazu geführt, dass Martin Vöhringer den Erdbeeranbau eingestellt hat, welcher davor 40(!) Jahre lang betrieben wurde. Aber die Jahre 2019 bis 2022 führten zu drei Missernten in Folge: zuerst ein starker Spätfrost, im Jahr darauf viel zu viel Nässe und im dritten Jahr eine große Hitzewelle. Das Risiko eines weiteren Ernteausfalls möchte er nicht mehr tragen.
Für die Obsternten kann er auf treue Helfer:innen aus der nahen Umgebung zurück greifen, denn die allermeisten Früchte müssen von Hand gezupft werden. Eine mühsame Arbeit. Aber: „Den Kunden eine hohe Qualität an Lebensmitteln zu einem vernünftigen Preis zu bieten“ das sei seine Motivation, meint Martin Vöhringer. Und, dass es doch am allerbesten sei, bei dem, was man tagtäglich esse und trinke, auf die Qualität zu achten.
Im Bauernladen herrscht ein reges Kommen und Gehen. Alle Kund:innen werden freundlich begrüßt, entweder vom Chef persönlich oder von seinen beiden Mitarbeiterinnen. Viele davon mit Namen. Bei Vöhringers freut man sich über jeden, der vorbei kommt.
Und sollten die Kund:innen einmal auf geschlossene Türen treffen, helfen die Automaten mit Produkten für sämtliche Essenswünsche, vom Frühstück bis Mitternachtssnack aus; schließlich sind sie 24h am Tag und 7 Tage die Woche zugänglich.
Bauernladen Vöhringer
Öffnungszeiten:
Di.-Fr. 9.00-12.00 Uhr und 14.00-18.30 Uhr; Sa.: 9.00-13.00 Uhr. Montags geschlossen; Bezahlmöglichkeit mit EC-Karte; dazu Automaten 24/7.
Adresse: Rapphof 1, 72406 Bisingen
Kontakt: Tel.: 07476-7887
Feinkostladen in der Ölmühle
Auf deutlich weniger Quadratmeter lädt der Feinkostladen „L’Epicerie“ ebenso zum Kauf von Qualitätsprodukten ein. Das Lädele gehört zur Gaststätte Ölmühle mit dazu und beides liegt malerisch am Schömberger Stausee zwischen Schömberg und Ratshausen. Feine Nasen riechen sofort die hauseigene Spezialität: den selbst hergestellten Käse.
Das Inhaberehepaar Torsten Broß und Marcel Schätzlein-Broß bauten sich diesen kleinen aber feinen Hofladen während der Coronapandemie auf. Sie haben diese, für die Gastronomie ungewisse Zeit, genutzt, um sich ein weiteres Standbein aufzuziehen. Durch viel Papierkram galt es sich hindurchzuwühlen, diverse Zertifikate zu erhalten und Umbaumaßnahmen durchzuführen, bis sie richtig loslegen konnten. Jedes Vierteljahr wird der Käse im Labor einer genauen Prüfung unterzogen. Das garantiert die hohe Qualität.
Der Hofladen wurde am 01.04.2021 eröffnet und Thorsten Broß nutzte die Zeit des Lockdowns um die Käserei vom Hobby zur Profession weiterzuentwickeln und sich als Käse-Concellier ausbilden zu lassen. So entstand in der Ölmühle die vermutlich kleinste Käserei Deutschlands. Als Nr. 335 ist sie als Mitglied der Baden-Württembergischen Milch- und Käsestraße zu finden. Für Thorsten Broß ist die Käserei eine Leidenschaft „und nie Stress!“ Deswegen wird der Käse nur hergestellt, wenn Zeit und Energie dafür da sind. Die Herstellung ist ein schöner Kontrast zur Gastronomie. Dort geht es lebhaft und trubelig zu. Die Käseherstellung ist dagegen eher meditativ, verlangt genaue Abläufe, Ruhezeiten, ruhiges und präzises Arbeiten. Die Liebe zum Handwerk und gutem Käse ist in jeder Ecke spürbar. In den Kühlschränken im Laden locken u.a. der Schäfle-Camembert, Frischkäse unterschiedlichster Geschmacksvarianten wie der Scharfe Zahn bis hin zum Schnittkäse. Sie lassen die Herzen der Käseliebhaber:innen höher schlagen- in der Region und darüber hinaus.
Die Herstellung der verschiedenen Käsesorten ist eine eigene Kunst. Angefangen beim Frischkäse, welcher über drei Tage hinweg hergestellt wird, über den Camembert (2 Wochen) bis zum Bergkäse mit insg. 2-3 Jahren Dauer. So hat jeder Käse seine eignen Ansprüche an Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Verarbeitung. Thorsten Broß bildete sich dafür u.a. bei der der „Käsepäpstin“ Susanne Hofmann in Bad Tölz weiter. Seine Milch erhält er von der Genossenschaft Schwarzwald; seit Neuestem ist auch Schafskäse im Angebot- die Milch dazu stammt aus Schramberg.
Abgesehen vom Käse führt der Feinkostladen noch selbstgebackenes Steinofenbrot; ergänzt wird das Sortiment durch saisonale Naturprodukte, Brotaufstriche und Pestos, Gsälz und Chutneys, sowie Kleines und Feines für die täglichen Gaumenfreuden. „Was ist drin und wo kommt es her?“- Auf diese Fragen gibt es bei der Ölmühle eine zufriedenstellende Antwort für alte und neue Stammkunden.
L’Epicerie Drei Käse hoch
Öffnungszeiten:
Mi. 13.00-18.30 Uhr; Do.-So. 12.00- 18.30 Uhr
Adresse: Ölmühle; Untere Säge 8, 72355 Schömberg,
Kontakt: oelmuehle.schoemberg@t-online.de; Tel. 07427-91300; www.oelmuehle-schoemberg.com