Traditionen am Leben erhalten.
Stetten und Hörschwag im Jubiläumsjahr als Paradebeispiel rühriger Zollernälbler
Unser Zollernalbkreis lebt auch von den heimatverbundenen, rührigen Menschen in den kleinen und großen Gemeinden, die sich im Ehrenamt einbringen, in Vereinen ihren Leidenschaften frönen und die oftmals auch jahre- und jahrhundertelange Traditionen am Leben erhalten.
Ein Paradebeispiel hierfür befindet sich in Burladingen – genauer gesagt in den Teilorten Stetten unter Holstein und Hörschwang – die eine besondere Symbiose nicht zuletzt aufgrund des ältesten Musikvereins der Stadt Burladingen pflegen. Ohne zu weit vorweg greifen zu wollen: bei unserem von Bürgermeister Davide Licht arrangierten Treffen mit den beiden Ortsvorsteherinnen Sandra Schäfer:(Stetten) und Monika Spallinger-Rieder (Hörschwag), dem Vorsitzenden Finanzen des MV Stetten/Hörschwag e. V., Florian Heinzelmann, sowie dem Eigentümer der Walzmühle, Gunter Heinzmann, spürte man diesen ganz besonderen Spirit der engagierten Zollernälbler, die ihre Heimat und das eigene Dorf – sei es nur so klein – wirklich lieben und sich dafür einsetzen.
Beginnen wir mit dem Musikverein selbst. Alleine die zahlen sprechen eine deutliche Sprache: der älteste Musikverein der Stadt Burladingen und einer der ältesten Musikvereine im Blasmusik-Kreisverband Zollernalb kann auf eine aktive Musikkapelle mit 47 Musikerinnen und Musikern sowie die Jugendkapelle in Kooperation mit dem MV Melchingen mit 29 Jugendlichen (25 MV Stetten-Hörschwag, 4 MV Melchingen) zurückgreifen und hat eine Bläserklasse an der Grundschule Stetten u. Holstein in Kooperation mit Schule und Jugendmusikschule.
Nicht nur, aber auch, durch das vielseitige Engagement in der Jugendarbeit ist der Musikverein fester Bestandteil des kulturellen Lebens in den beiden Stadtteilen und musikalische Gestaltung von gesellschaftlichen Anlässen. „Unser musikalisches Repertoire ist breit gefächert. Von der konzertanten und böhmisch-mährischen Blas- und Unterhaltungsmusik, von Polka und Marsch über Unterhaltungsmusik bis hin zu moderner Literatur können wir ein breites Spektrum an verschiedenen Stilrichtungen aufweisen“, sagt Florian Heinzelmann.
Blickt man in die Historie, reicht die erste urkundlich festgehaltene Erwähnung in der Pfarrchronik und Gründung der Musikkapelle in Stetten u.H. mit 17 Musikern durch Pfarrer Anton Reiner ins Jahr 1823 zurück. Der Musikverein Stetten u.H. in seiner heutigen Form wurde im Jahr 1952 gegründet, zum Zusammenschluss der beiden Musikkapellen Stetten und Hörschwag zum Musikverein Stetten-Hörschwag e.V. kam es 1965.
Wenn Heinzelmann dann vom überregional bekannten Sägefestes bei der Walzmühle spricht, leuchten nicht nur alle Augen in der kleinen Runde im Rathaus, man spürt auch den Enthusiasmus, mit dem alle Beteiligten das Sägefest planen und durchführen. Das Fest selbst ist – das zeigen alleine schon die vielen Berichterstattungen der vergangenen Jahre – zu einem absoluten Besuchermagnet herangereift. Seinen Namen trägt das Sägefest allerdings aus einer alten Tradition und Historie heraus: die durch ihre letzten Bewohnerinnen, Klara und Marie Walz, überregional bekannte Walzmühle war ursprünglich eine Sägemühle. Direkt an der Lauchert angrenzend an das Naturschutzgebiet „Bei der Mühle“ zwischen Stetten und Hörschwag auf 696 Meter über dem Meeresspiegel am Fernradweg befindet sich die Anlage inmitten einer einzigartigen, weitgehend natürlichen Flusslandschaft im Herzen der Schwäbischen Alb. Hier wirkt, das ist für Besucher schnell erlebbar, eine besondere Verbindung von historischer Mühle, Kultur, Wasser und Natur. Bundesweit wurde die Albmühle durch den vor über zehn Jahren in der ARD erstmals ausgestrahlten Film „Der Hergott weiß was mit uns geschieht“ bundesweit bekannt. Klara und Marie Walz lebten hier bis ins hohe Alter unter Bedingungen aus einer längst vergangenen Zeit, ohne fließendes Wasser, ohne Strom, ohne Fernsehen, ohne Waschmaschine und dergleichen als Selbstversorger lebten.
Wenn ein Mandant den Steuerberater Gunter Heinzmann nach dem Kauf einer solchen Mühle gefragt hätte, wäre vermutlich ein klares „Nein“ als Empfehlung aus seinem Mund gekommen. „Persönlich hätte ich natürlich abgeraten. So ist es aber ein Hobby, etwas Schönes. Gerade die Technik und die jahrhundertealte Handarbeit zu sehen und dann auch Besuchern näherzubringen, das macht unser Projekt Walzmühle aus“, sagt der Eigentümer.
Zurück zum Sägefest und den leuchtenden Augen in der Runde. 2003 kam die Idee des Festes erstmals auf. Die erste Austragung war dann gleich ein voller Erfolg – und wie so oft bei den beiden Teilgemeinden wird eine Idee zum Erfolg und daraus eine Art Tradition.
Der Musikverein Stetten-Hörschwang ist übrigens ganz oft Bindeglied zwischen den Teilorten. Über 200 Jahre hinweg hat sich in den Dörfern ein reges musikalisches Leben entwickelt, welches auch weiterhin gepflegt wird. Das Jubiläumsjahr unter dem Motto „200 Jahre Blasmusik in Stetten und Hörschwag“ ist natürlich dann auch vollgepackt mit Highlights. Bereits am 22. April 2023 fand ein Festakt mit Festkonzert in der Festhalle in Stetten unter Holstein statt. Ein weiteres Highlight im Jubiläumsjahr ist die Anschaffung einer neuen Vereinsuniform.
Und dann wäre da noch das Festwochenende mit dem 40. Kreisverbandsmusikfest des Blasmusikkreisverbands Zollernalb vom 24.-26. Juni 2023 auf dem Festplatz in Stetten u. H.
Am Samstag findet ein „Festauftakt mit Comedy“ statt. Zu Gast: die in der Region bekannte Comedy-Gruppe „Fehlaperlen“ zu Gast. Der Sonntag steht ganz im Zeichen der Blasmusik. In der Festhalle finden Wertungsspiele der gemeldeten Kapellen statt.
Das Programm von Sonntag und Montag im Kurzabriss:
Sonntag, 25. Juni 2023
- 09.30 Uhr Festgottesdienst
- 13.30 Uhr Großer Festumzug durch Stetten u. H.
- Anschließend ca. 15.00 Uhr Gesamtchor aller am Umzug teilnehmenden Kapellen auf dem Parkplatz der Festhalle
- 17.00 Uhr Notenbekanntgabe der Wertungsspiele im Festzelt
- Den ganzen Tag unterhalten im Festzelt befreundete Musikkapellen aus Nah und Fern
Montag, 26. Juni 2023
- 13.00 Uhr Kinder- und Seniorennachmittag
- 18.30 Uhr Feierabendhockete und Handwerkervesper mit der Blaskapelle Peng
Das Kreisverbandsmusikfest wird dabei vor allem eines sein: ein weiterer Beleg für eine beispielhafte Dorfgemeinschaft von Stetten und Hörschwang. Ohnehin tun Stetten, wie auch Hörschwag, extrem viel für die Aufwertung der Burladinger Teilgemeinden. Ein weiteres Beispiel zeigt der Themenwanderweg an der Lauchert.
Das Flüsschen Lauchert gibt dem Tal auf der südlichen Schwäbischen Alb seinen Namen. Sie entspringt im Burladinger Stadtteil Melchingen und mündet nach über 50 Kilometern bei Sigmaringendorf in die Donau. Der barrierefreie Weg zeigt eine tolle Tier- und Pflanzenwelt und hält einige Attraktionen bereit, wie den Wassergarten beim Bürgerhaus Hörschwag, der gerade auch für Familien ein beliebter Dreh- und Angelpunkt geworden ist.
Der Dorfanger soll weiter aufgewertet werden, als Schwerpunktgemeinde des Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum (ELR) des Landes Baden-Württemberg werden es, da sind wir nach unserem Zusammentreffen im Rathaus von Burladingen sicher, Bürgermeister Davide Licht und die Beteiligten schaffen, den einmaligen Spirit in der Stadt- und den Teilgemeinden weiter aufrecht – und die Traditionen am Leben zu erhalten.
Mehr auch unter: www.burladingen.de I www.mvstetten-hoerschwag.de