Einmal in die Sterne schauen
Vom Zollernalbkreis in die Weiten des Universums: Eine Sternwarte ist laut Duden eine „astronomische Beobachtungsstation“. Ein besonderes Exemplar ist im Zollernalbkreis zu finden – und zwar auf dem Kleinen Heuberg: im Rosenfelder Stadtteil Brittheim.
Rolf Bitzer ist seit knapp 30 Jahren Vorsitzender des Vereins „Sternwarte Zollern-Alb“. Das Brittheimer Observatorium liegt abseits am Ortsrand, von weitem sind die drei weißen Kuppeln auszumachen. Dank der finanziellen Unterstützung der Stadt Rosenfeld, des Zollernalbkreises, des Landes Baden-Württemberg und der hohen Eigenleistungen der Vereinsmitglieder ist hier eine der modernsten Volkssternwarten in Europa entstanden. Hier können Kinder und Erwachsene zwar nicht nach den Sternen greifen, aber zumindest einen genauen Blick auf sie werfen. Den Standort in Brittheim bewerten professionelle Messprotokolle und Testreihen als geradezu ideal – zum einen von der Luftqualität her als auch von der tiefen Dunkelheit bei Nacht. „Die Sternwarte liegt wirklich abseits. Das bedeutet, dass keine fremden Lichtquellen aus dem Ort die Sichtverhältnisse beeinträchtigen“, erklärt Rolf Bitzer. Ideal also für die astronomische Arbeit, die dort stattfindet.
Öffentliche Veranstaltungen zu verschiedensten Themenkomplexen
Herzstück der Brittheimer Anlage ist ein modernes Spiegelteleskop mit 80 Zentimetern Spiegeldurchmesser. Dazu kommt ein Radioteleskop mit drei Metern Durchmesser. Diese hervorragende Ausstattung ist es, die Brittheim zu einem der wenigen europäischen Standorte mit optischer als auch radioastronomischen Geräte macht – sozusagen ein echter „Hotspot“. Die Radioastronomie untersucht Himmelsobjekte mit von ihnen ausgesendeten Radiowellen.
Die Einzigartigkeit der Anlage stellt seit jeher Garant für deren Nutzen dar – davon ist auch die Stadt Rosenfeld überzeugt. Seit dem Jahr 2006 haben alle an der Raumfahrt und am Himmelsgeschehen Interessierten die Möglichkeit, die öffentlichen Veranstaltungen in der Sternwarte zu besuchen – und diese werden gern genutzt, auch von vielen Stammgästen. Aktuell bietet die Sternwarte beispielsweise einen Blick auf den Planeten Venus an. Dieser ist als hell leuchtendes Objekt zu sehen. In den vergangenen Wochen haben sich Venus und Jupiter immer weiter angenähert. „Selbst mit bloßem Auge war dies zu erkennen“, sagt Rolf Bitzer. Im April gab es zudem Beobachtungsabende zum Themenbereich „Deepsky“, also wörtlich übersetzt zum „tiefen Himmel“. Darunter versammelt die Astronomie die Beobachtung von Himmelsobjekten, die sich außerhalb des Sonnensystems befinden und daher keine Kometen, Planeten oder Asteroiden sind: Sternhaufen, Nebel, Doppelsterne und Galaxien.
Team der Sternwarte ist für jedes Wetter gerüstet
Doch was tun, wenn sich die lokalen Sichtbedingungen kurz vor einer Veranstaltung ändern und Wolken vor die Planeten huschen? „Es kommt immer wieder vor, dass die Besucher bei besten Wetterverhältnissen zur Sternwarte fahren, um dort einen wolkenverhangenen Himmel vorzufinden“, erzählt Rolf Bitzer. Doch selbst für diesen Fall ist das Team der Sternwarte Zollern-Alb gewappnet: Es bietet ein abwechslungsreiches digitales und vollkommen wetterunabhängiges Programm an, das mit wissenswerten Besonderheiten und Nettigkeiten rund um die Astronomie gespickt ist. Es ist modular aufgebaut und lässt sich – ganz nach Bedarf und Besucherwünschen – jederzeit neu zusammenfügen. Wichtig ist allerdings eines: Die Sternwarte bietet öffentliche Veranstaltungen für die verschiedensten Altersgruppe Programme an, für Kinder ab zehn Jahren beispielsweise oder für Jugendliche ab 14 Jahren. Die Altersempfehlungen sollten die Besucher dabei unbedingt beachten. Ebenfalls rege nachgefragt: Programme für Schulklassen oder Kindergeburtstagsgesellschaften, die es auf Anfrage gibt.
Verantwortlich für die gesamte Anlage sind die Mitglieder des ehrenamtlich tätigen Vereins Sternwarte Zollern-Alb, Rosenfeld-Brittheim e.V.. Unterstützt wird dieser vom Förderverein Sternwarte Zollern-Alb. Hier kann und darf Jeder Mitglied werden, der den Betrieb der Sternwarte in finanzieller Hinsicht unterstützen möchte. Die Mitglieder profitieren beispielsweise von reduzierten Eintrittspreisen oder die bevorzugte Teilnahme an Exkursionen. Das Team der Sternwarte indes kümmert sich in Brittheim auch um ganz irdische Aufgaben. „Um alles, was anfällt“, lacht Bitzer, „egal ob um Arbeitseinsätze zur Pflege er Außenanlage oder Großputz.“ Rasenmähen oder Fensterputzen stehen also genauso auf dem Programm wie die Beobachtung des Mondes oder der Venus.
Unterstützung für die Wissenschaft kommt vom Kleinen Heuberg
Obwohl sich die Astronomie – nach Aussage der Wissenschaft – aufgrund einer Vielzahl an einer rasant technischen Entwicklung derzeit in einem Goldenen Zeitalter befindet – fehlt es ihr an Fachleuten und Observatorien gleichermaßen. Deshalb arbeitet auch das Team aus Rosenfeld-Brittheim mit bedeutenden Organisationen und Instituten, um die Wissenschaft gezielt zu unterstützen. Nicht selten passiert es deshalb, dass Brittheimer Teammitglieder zu hochrangigen Kongressen und Meetings eingeladen werden. Rolf Bitzer hat sich unter anderem mit Helligkeits- und Farbveränderungen in verschiedenen Regionen der Mondoberfläche beschäftigt. Silvia Kowollik ist wissenschaftlich spezialisiert auf die Beobachtung der Planeten, Gerhard Bösch auf Lichtkurven veränderlicher Sterne. Bitzer ist stolz darauf, dass sein Team in der Fachwelt einen so guten Ruf genießt und regelmäßig um Unterstützung bei Forschungsaufträgen angefragt wird. Zudem bestücken die Vereinsmitglieder weltweite Bilddatenbanken mit ihrem Fotomaterial. Aus diesen, erläutert Bitzer, bediene sich die Fachwelt gleichermaßen. Damit kommt der kleine Rosenfelder Stadtteil Brittheim schnell Anschluss an die große, weite Forschungswelt.